
Von einem „großartigen Coup“ sprechen Archäologen selten, wenn sie von Ausgrabungen berichten, zumal, wenn es sich um sogenannte „Notgrabungen“ im Zuge einer Baumaßnahme handelt. Genau diese Worte aber wählte ein sichtlich begeisterter Dr. Andreas Büttner, Referatsleiter für Bodendenkmalpflege im Landesamt für Denkmalpflege Schloss Seehof, als er von den ersten Ergebnissen der Klosterausgrabungen in Forchheim berichtete.
Baumaßnahmen auf dem Areal des ehemaligen Klosters St. Anton führten 2013/14 zu umfangreichen archäologischen Ausgrabungen. Untersucht wurde eine Fläche von ca. 3600m². Es handelte sich dabei um die bislang größte Ausgrabung im Forchheimer Stadtgebiet und eine der größten Stadtkerngrabungen in Oberfranken.
Die Baustelle im ehemaligen Redemptoristenkloster versprach zunächst nicht viel an archäo-logischen Funden, war der historische Platz doch ursprünglich ein außerhalb der eigentlichen Stadt gelegenes Gelände. Doch dann die erste Sensation: Schon bald fanden sich reichhaltige Funde karolingischer Keramik. Schon während der Ausgrabung wurde klar, dass es sich hier um herausragende Befunde und Funde handelt, insbesondere im Hinblick auf Forchheims Bedeutung im Frühmittelalter. Zudem konnte eine Siedlungskontinuität von der Steinzeit bis hin zur Neuzeit nachgewiesen werden.
Gerade die günstige Lage an den Wasserwegen der Wiesent und der Regnitz machte Forchheim zu einem bedeutenden Handelsplatz mit einer besonderen Rolle als einer von 14 Grenzhandelsorten, die von der Ostsee bis nach Österreich verteilt waren. Die Archäologen fanden eindeutige Zeugnisse slawischer Anwesenheit, führte Prof. Ingolf Ericsson vom Lehrstuhl für Archäologie des Mittelalters und der Neuzeit der Otto-Friedrich-Universität Bamberg weiter aus. Die Archäologen entdeckten sogar Objekte aus dem Rheinland. Insgesamt konn-te eine umfangreiche Bebauung am Ostufer der Wiesent aus dem frühen Mittelalter und der Karolingerzeit nachgewiesen werden - Lagerhallen verschiedener Größen und gehäuft sla-wisches Fundmaterial. Die Vor- und Frühgeschichte wird durch Pfostengruben und umfangreiches Fundmaterial (Linienbandkeramik, Bandkeramik) repräsentiert. Bei den Arbeiten habe sich auch die Frage gestellt, wo genau die Wiesent in früherer Zeit verlief. Weitere Grabungen bzw. Bohrungen sind noch im Herbst dieses Jahres geplant.
Erfreulich sei für die Universität, dass sich im Zuge der Recherchen Material für eine Disser-tation und drei Masterarbeiten ergeben habe: Neben der Aufarbeitung des „spektakulären Fundmaterials“ befassen sich die Forscher sich mit einem Skelett, das möglicherweise aus der frühen Neuzeit oder aus mittelalterlicher Zeit stamme und vielleicht sogar eine kriminologische Geschichte habe.